Selbst-Portrait (von mir als „Musik Macher“)

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Vorwort:

Ich benutze meine Homepage und meine Social Media Seiten immer gerne, um meine kreativen Werke zu präsentieren, aber sobald ich über mich persönlich etwas schreiben sollte, wird es immer eine „Gratwanderung“ für mich. Denn eigentlich bin ich jemand, der am liebsten komplett UNSICHTBAR durchs Leben gehen würde und bei dem die Grenze, wo die Privatsphäre beginnt, schon relativ weit vorne liegt.

Bei dieser Einstellung könnte man meinen, ein „Selbstportrait“ müsste so ziemlich die letzte Art von Text sein, die ich schreiben würde. Wenn man eigene Musik veröffentlicht, braucht man sowas in der Art aber schon alleine für die die „Artist-Pages“ von Spotify, Apple & Co. und auch auf meiner Homepage kann ich nicht einfach nur hin schreiben: "Hört Euch meine Musik an, aber lasst mich in Ruhe, Schöne Grüße, George".

Interfool GW Icon Bild 2019 kAber zum Glück bin ich auch sowas wie „Hobby-Schriftsteller“ und ich hab das einfach so gelöst, dass ich mein Selbstportrait so geschrieben habe, wie die meisten Texte auf meiner Homepage:

Ich hab alles mit meinem manchmal etwas schrägen Humor "vorsätzlich verwässert", wodurch der Leser nie so ganz weiß, ob das jetzt wirklich alles ernst gemeint ist.
Ich hab viel über unterhaltsame Nebensächlichkeiten berichtet.
Viel über Dinge die schon Ewigkeiten zurück liegen.
Abwechselnd etwas unter- oder übertrieben.
99,9% der eigentlich wichtigen Fakten weg gelassen …

Was man halt so macht, wenn man sich eigentlich nicht ins eigene Leben rein schauen lassen will, aber dennoch irgendwie gerne drüber schreibt …

Also, falls sich also nach Durchlesen dieses „ausführlichen“ Selbstporträts jemand wundern sollte, dass er nun immer noch nicht weiß, was das eigentlich so für einer ist, dieser George Wolf …

So weit, so gut. Dann steigen wir mal ein, in mein:

„Selbstportrait“ als „Musik-Macher“:

Ich wurde ungefähr am 37. September 1967 (zu der Zeit gab es den Oktober noch nicht) in Feldkirch/Vorarlberg geboren. Nach meiner Geburt war ich ein Baby. Das hat sich später aber geändert.

Ich bin Österreicher und daher gehe ich davon aus, dass ich ein Nachkomme von entweder Mozart, Haydn oder Beethoven bin. Genau nachgeprüft hab ich das zwar nicht, aber Österreich ist ein kleines Land. Wir sind hier irgendwie alle miteinander verwandt.

Ein Musik-Fan war ich schon seit meiner Kindheit, aber ein Instrument zu lernen hab ich bis in meine „20er-Jahre“ erfolgreich verweigert. Wozu auch? Mich hat immer nur die kreative Seite der Musik interessiert. D.h. wenn überhaupt wollte ich „Songwriter“ sein, aber auf irgendeinem Instrument irgendwas nachspielen, was irgendwer anders geschrieben hat, was Tausende vor mir auch schon nachgespielt haben und was immer viel besser klingt, wenn man eine ordentliche Aufnahme davon im Radio hört. Wozu das denn bitte?

Meine Mutter wollte das nicht so recht wahr haben. Sie hat mir irgendwann eine Blockflöte gekauft und wollte mich damit in eine Musikschule schicken, was ich aber sofort bestreikt habe. BLOCKFLÖTE! Unter allen Instrumenten dieser Welt ausgerechnet eine BLOCKFLÖTE! 

Naja. Das war halt, weil meiner Mutter damals ein „kluger Musiklehrer“ erklärt hat, man muss immer zuerst mit einer Blockflöte anfangen und kann sich erst dann zu den größeren Instrumenten hocharbeiten ...

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Ein paar Jahre später kam dann ihr nächster Versuch, aus mir einen einem „vorzeigbaren Musiker“ zu machen, damit „der Bub“ dann später auch mal bei einem Lagerfeuer im Wald um die Ecke vor 7 Leuten den „Auftritt seines Lebens“ hin legen kann.

Nachdem ich Jahre lang immer wieder gesagt habe, wenn mich überhaupt ein Instrument interessiert, dann ist das die E-Gitarre, bekam ich zu Weihnachten tatsächlich eine Gitarre. Allerdings ohne das „E“. Eine hölzerne, akustische „Lagerfeuer-Gitarre“ (wie ich sie nannte). So ein "volkstümliches Ding" wie ich sie damals vor allem aus Heino-Parodien kannte.

Naja. Das war halt, weil meiner Mutter damals ein anderer „kluger Musiklehrer“ erklärt hat, man muss immer zuerst mit einer akustischen Gitarre anfangen und kann sich erst dann zu den „elektronischen“ Gitarren hocharbeiten. 

Ein paar Tage lang hab ich es damals tatsächlich versucht, mit diesem „abartigen Volksmusik-Dings“ irgendwas anzufangen und ich hab zumindest ein paar (skeptische) Blicke in das beiliegende Buch „Meine erste Gitarrenschule“ geworfen. Da stand was von "Akkorden". Was soll denn das bitte sein? Und wieso soll man alle 6 Seiten der Gitarre gleichzeitig runter drücken? Dann hört man doch nichts mehr! 

Bis dahin glaubte ich allen Ernstes noch, dass Gitarristen nur deshalb auch mit der linken Hand auf die Seiten greifen, weil sie damit die Noten wieder beenden, die sie gerade mit der anderen Hand gespielt haben. Oder weil sie mit der Methode ihre Spielfehler korrigieren können. Damals bin ich tatsächlich noch davon ausgegangen, dass man auf einer Gitarre - wie auf einer Blockflöte - immer nur einen einzelnen Ton spielen kann und nie mehrere gleichzeitig.

Gut, es hat mich schon irgendwie gewundert, wie man mit nur 6 Gitarrenseiten - also mit nur 6 Noten - ganze Lieder spielen kann, aber ich hab mir das halt so erklärt, dass die Leute, die die Gitarrenmelodien schreiben immer darauf achten, dass pro Lied nur 6 Noten vorkommen und dass das wohl der Grund sein wird, wieso Rock-Gitarristen bei Konzerten oft nach jedem Lied die Gitarre wechseln. Die haben halt eine Gitarre mit diesen 6 Noten, eine andere mit 6 anderen Noten und noch eine ... usw. …

Naja ... nachdem dieses Missverständnis geklärt war, hab ich gleich mal probiert Gitarrensolos aus bekannten Rock-Songs auf meiner neuen „Lagerfeuer-Gitarre“ nachzuspielen. Aber das klang jetzt nicht viel besser, als wenn ich dasselbe auf dem Wäscheständer in unserer Wohnung probiert hätte. Laut meiner Mutter, weil ich zuerst mal spielen LERNEN muss, laut mir, weil das halt nur eine „Lagerfeuer-Gitarre“ war und keine ECHTE! 

Eine der großen Fragen, die mir damals ebenso durch den Kopf gingen, war übrigens: „Wie lange brennt eigentlich so eine Lagerfeuer-Gitarre“?

Wozu Akkorde bei einer „Lagerfeuer Gitarre“ gut sind, verstand ich dann bald darauf auch: Um mit der Gitarre eine „Begleitmusik“ zu erzeugen, wenn "da mal einer dazu singt". Also was „nettes, braves, für den Hintergrund“. Etwas für Leute wie meinen ehemaligen Nachbarn Herrn L. der durch Lieder wie den epischen Superhit „Schnall den Sicherheitsgurt an, Margarete!“ „berühmt“ wurde. Er war DER Superstar im Kindergarten-Verkehrserziehungsprogramm im Lokalradio. Aber das war jetzt nicht wirklich das, wo ich „musikalisch so hinwollte“...

Während meiner Kindheit sah meine Musik-„Karriere“ dann so aus, dass ich mich für den talentiertesten Songwriter aller Zeiten hielt, der nur dummerweise sein Talent nicht entfalten konnte, weil er weder Noten schreiben, noch Singen, noch ein Instrument spielen konnte und so blöderweise alle seine grandiosen Song-Ideen mit Welthit-Potential ständig wieder vergessen hat. Echt dumm gelaufen damals! 

tascam portastudio464 klDoch dann – im Jahr 1993 – entdeckte ich die (für mich) größte technische Innovation aller Zeiten: Den „8-Spur-Kassettenrekorder mit eingebautem Mischpult“. Damit konnte man endlich das machen, wovon ich schon immer geträumt hatte: Auf mehreren Tonspuren eigene Songs aufnehmen, bei denen man die einzelnen Instrumente alle hintereinander selber einspielen kann und wo am Schluss dann alles so klingt, als hätte das eine komplette Band gespielt.

Oder weniger spektakulär ausgedrückt: Das was die Profis in Musikstudios seit den 60er Jahren können, war inzwischen in primitiver Tonqualität für den Heim-Gebrauch halbwegs günstig erhältlich.

Hier war mir sofort klar, das muss ich haben und jetzt muss ich mir im Eiltempo selber beibringen, wie man Instrumente spielt. Nicht nur eines, sondern gleich mehrere – die WICHTIGSTEN halt – und das waren für mich damals: E-Gitarre, E-Bass und ... Bongos!

Bongos? Ja, BONGOS! Weil Schlagzeug war mir zu teuer, zu groß und (zum Üben) zu laut. Aber Bongos waren halt klein, billig, leise und „völlig anspruchslos im Umgang“.

Plötzlich war ich geradezu übereifrig am Gitarre und Bass üben. Gitarren-Akkorde zu lernen hab ich aber auch hier wieder umgangen. Denn ich bin drauf gekommen, dass es eigentlich auch reicht, immer nur zwei benachbarte Seiten gleichzeitig zu spielen und dass man so auf eine Art „Akkord light“ kommt. Damit war das Thema für mich bereits „gegessen“. Problem gelöst! Wo ist der Aufnahme-Knopf? 

Zum "High-Speed-Lernen" von Gitarre und Bass hab ich mir damals folgende „ausgeklügelte Methode“ entwickelt:

Ich hab über ein Mini-Mischpult meinen CD-Player und meiner E-Gitarre (oder meinem E-Bass) zusammen gemischt und so konnte ich zu meinen Lieblings-Rock- und Popsongs mitspielen, indem ich das ganze Lied hindurch mit der Gitarre „kreativ soliert“ oder mit dem Bass „dazu-gegroovt“ habe. Natürlich alles nur mit Kopfhörer, damit’s nur ja niemand hört, denn anfänglich hab ich nur einen Bruchteil der Noten richtig getroffen.

Ich fand das auch "irgendwie cool" wenn ich mich auf diese Art mit Rock-Bands wie Guns and Roses zusammen spielen gehört habe. Ich hab dann oft meine Augen geschossen und mir vorgestellt mit ihnen zusammen auf der Bühne zu stehen ... und ihren Auftritt mit meiner schrägen Spielerei zu ruinieren ...  

Die Überlegung, die hinter dieser Lernmethode stand, war folgende: Hier spiele ich zusammen mit den Besten der Besten und wenn’s mal schräg klingt, weiß ich sofort, derjenige der grad falsch gespielt hat, war dann wohl ICH! Somit konnte ich aus meinen Fehlern lernen und mich verbessern. Aber wenn ich jetzt in einer Band spielen würde, dann müsste ich mit anderen Anfängern wie Duffy, Wuffy, Huffy und Luffy zusammen spielen und da wäre dann völlig egal wie richtig oder falsch ich spiele, schräg klingen würde es sowieso immer, weil einer von uns Luschis spielt immer falsch.

LANGFRISTIG hat diese Methode auch tatsächlich funktioniert und so hab ich gelernt Instrumente zu spielen und durch das ständige hinzufügen von Instrumenten zu bestehenden Soundkulissen hab ich nebenbei auch ein recht gutes Gefühl für Arrangements bekommen. 2 Jahre später hab ich mir mit derselben Methode dann auch Keyboard spielen beigebracht.

KURZFRISTIG hatte ich damals aber das Problem, dass Geduld nicht wirklich zu meinen „Kern-Stärken“ zählte und so dachte ich schon nach ein paar Wochen Gitarre & Bass lernen, dass ich es jetzt schon gut genug kann, um meine ersten selbst komponierten Lieder aufzunehmen. Und die hab ich dann nicht etwa „in der Schublade gelassen“ sondern gleich als "Soundtrack" für meine damaligen Filme "So Nicht" und "Was soll das" verwendet (Siehe die Film-Seiten dieser Homepage. Das waren übrigens nur Hobby-Filme, nichts professionelles, was an dieser Stelle aber eine eher überflüssige Info ist, weil das müsste man auch aus dem Zusammenhang ... )

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Dass ich bei diesem Filmen von professioneller Musik bekannter Interpreten auf meine aller ersten selbst gemachen Songs gewechselt habe, stellte sich für meine Filme dann als ungefähr so fortschrittlich heraus, wie wenn ein Bierbrauer auf die Idee kommen würde Hopfen und Malz durch Weihrauch und Myrrhe aus seinem eigenen Garten zu ersetzen.

Dennoch hab ich es zumindest geschafft, aus diesen „unüberlegten Schnellschüssen“ zu lernen und ich hab mir fortan für meine Lieder viel mehr Zeit genommen und nicht mehr aus jeder halben Idee drei Songs gemacht. Und ich hab kapiert, dass man oft auch was „wegschmeißen“ muss, wenn’s einfach nicht gut genug ist.

Ab und zu hab ich diese Vorgehensweise auch etwas übertrieben und mehr Ideen verworfen, als ich überhaupt je hatte, was mich zeitweise in eine Art "kreative Bredouille" gebracht hat, wie ich sinnloserweise an dieser Stelle noch hinzufügen möchte.

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Gegen Ende 1994 hatte ich dann die ersten 5 Songs für mein erstes Album fertig - alle instrumental. Doch obwohl ich mein Bestes getan habe, die Songs so unterschiedlich wie möglich zu gestalten, klangen sie doch alle irgendwie gleich. Denn ich hatte halt überall nur die 3 selben Instrumente zur Verfügung: Gitarre, Bass und Bongos!

Hier wurde mir dann klar, mit nur 3 Instrumenten bin ich in einer Sackgasse und ich komm da nur raus, wenn ich mir halt doch auch Keyboard spielen beibringe. Und das war etwas, was ich damals eigentlich nie machen wollte, denn das waren die 90er und wie "jeder" andere damals auch, wollte ich halt lieber "Gitarren Gott" werden als ein "an der Tastatur klebender Keyboard Fuzzi".

Aber als ich dann 1995 ENDLICH mit dem Keyboard spielen begonnen habe, war ich völlig begeistert, was mir das für ungeahnte neue Möglichkeiten eröffnet hat. Denn nun konnte ich über einen Synthesizer/Sampler praktisch jedes Musikinstrument der Welt am Keyboard spielen. Diese Technologie war damals zwar noch relativ neu, aber halt nur "relativ". Ich hätte sie eigentlich schon viele Jahre vorher entdecken können, wenn ich meine "Keyboard Phobie" etwas früher abgelegt hätte.

Ein Keyboard und ein Synthesizer/Sampler, ist wirklich GENAU DAS, was ein „Eigenbrötler“ wie ich braucht, der beim Musikmachen sowieso alles selber machen will. 

Ende 1996 hatte ich dann mein erstes Album "Cold Flame on Hot Ice" fertig. Veröffentlicht hab ich das anfänglich noch auf Audio-Kassette. Wobei "veröffentlicht" für mich damals bedeutete "selbst hergestellt und verschenkt". Zu einem nicht unwesentlichen Teil an Leute, die es gar nicht haben wollten.

Als ich dann begann, meine Freunde, Verwandte und Bekannte damit zu quälen, jedem eine Kassette (oder später auch selbst-gebrannte CD) von „Cold Flame on Hot Ice“ aufzudrängen, wurde ich mit der Zeit richtig gehend „allergisch“ auf einen ganz bestimmten Kommentar: "Da singt ja keiner!" (im Sinne von: "Hä, was das?").

Mir wurde klar, dass ich mich bei Leuten in meinem damaligen Alter mit Instrumental-Musik „brausen gehen“ kann, denn die meisten interessierten sich einfach nur für Standard Pop- und Rock-Musik und hatten nicht das geringste Verständnis für dieses „seltsame Ding, wo keiner singt“. Dieser "allgemeine Hit-Radio-Musikgeschmack" und das generelle Desinteresse an Instrumental Musik hat mich damals so verrückt gemacht, dass man mich mit der folgenden Frage völlig zum Explodieren bringen hätte können: "Und wann machst Du das Ding fertig und nimmst den Gesang auf?"

Obwohl ich wusste, dass es völlig unmöglich ist, wollte ich damals aber allen Ernstes Musik machen, die „ALLEN" gefällt und das bedeutete, dass ich nun genau ZWEI Optionen hatte, wie ich das hin bekomme:

Entweder ich fang an, nun doch auf meinen Liedern auch zu singen, oder ich such mir jemanden zum singen meiner ... .... O.K. ich korrigiere - Ich hatte EINE Option!

Wir spulen vor zu 1997: Ich SINGE nun auch auf meinen Liedern. Juhuuuu !!!

Mein zweites (inoffizielles) Album, das ich dann in den Jahren 1997 bis 1999 aufgenommen habe, hab ich "Greatest Hits Vol. 53" genannt. Doch selbst dieser „ausgeklügelte Album-Titel“ konnte nicht wirklich kaschieren, dass da einer singt, der eigentlich nie singen wollte und es irgendwie unüberhörbar IMMER NOCH NICHT WILL.

Als Sänger hatte ich dieses magische „Bringen-wir's-hinter-uns-Charisma“ in meiner Stimme und als „Tontechniker“ wusste ich das und bin mit meinen Bestrebungen meine „Lead Vocals“ so gut es geht im Mix im Background zu verstecken ständig an die Grenze des machbaren gestoßen.

Rein technisch betrachtet, hab ich zu der Zeit ziemlich „aufgerüstet“. Ich hatte mittlerweile eine durchgehend digitale 32-Kanal-Aufnahmeausrüstung und im Spielen der Instrumente, komponieren und arrangieren hab ich mich auch deutlich verbessert. Aber ... naja ... was nützt’s, wenn ich dann jedem Song mit meiner unmotivierten Singerei den Gnadenstoß versetze?

Noch schlimmer als mein Gesang waren aber meine TEXTE! Ich greif mir heute noch an den Kopf, was ich damals allen Ernstes "raus gelassen" habe. Es hat ungefähr ein Jahr gedauert, bis ich 1999 realisiert habe, wie grottenschlecht die Texte von 6 meiner 8 Songs sind. Ich kann gar nicht beschreiben "wie schlecht", weil es gibt in der deutschen Sprache keinen passenden Ausdruck, der der "extremen Schlechtität" dieser Song-Texte gerecht werden könnte.

Bei diesen 6 Songs hab ich versucht "so etwas ähnliches wie Humor" in die Texte rein zu bringen. Allerdings stimmt das, was ich zu der Zeit unter "witzig" verstanden habe, praktisch 1 zu 1 mit dem überein, wie ich heute das Wort „hirnverbrannt“ definieren würde. Falls die medizinische Fachwelt irgendwann herausfinden sollte, dass es sowas wie „Humor-Amnesie“ bzw. einen „vorübergehenden Witz-Hirntod“ gibt, dann kann ich das gerne bezeugen. Ich sag nur: 1998!

Ich hab dann 1999 von fast jedem Song eine Instrumental-Version gemacht und das hat das Album für mich "gerade noch gerettet", denn die gesungenen Versionen dieser 6 Songs sind für mich bis heute "ohne hochwertigen Gehörschutz oder Vollnarkose nicht mehr anhörbar".

Schlussendlich hab ich das Album dann umgetauft in "Greatest Hits Vol. 54". Einen NOCH ironischeren Album-Titel konnte ich auch nach langem Nachhirnen nicht finden.

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Mit dem Schreiben von Liedertexten war ich damals sichtlich überfordert. Ich hab es richtiggehend gehasst, weil ich immer das Gefühl hatte, das hält mich doch alles nur vom RICHTIGEN Musik machen ab und kostet mich viel zu viel sinnlose Zeit. 

Ich hatte immer schon absolut NULL Interesse an (ernsthaften) Liedertexten. Schon als Kind hab ich kapiert, dass man bei den meisten Liedertexten in der Pop/Rock-Musik Gefahr läuft zu verblöden, wenn man da zu genau hin hört. Dabei waren diese Texte oft noch "philosophische Meisterwerke" gegen das, was in der Country und Volksmusik alles "verbrochen" wurde.

Und als "natürliche Abwehrreaktion gegen störende Liedertexte" hab ich mir angewöhnt, beim Musik hören Texte bzw. deren Inhalt grundsätzlich auszublenden. Aber dadurch fehlte mir nun jedes „Background Wissen“ wie man Texte schreibt.

Die mit Abstand größte Herausforderung für mich war die Texte für zwei Balladen namens „Frostfire“ und „Vanishing“ zu schreiben. Das waren - meiner Meinung nach - die beiden herausragenden Songs des Albums und ich bin heilfroh, dass ich wenigstens bei diesen beiden das Thema Texte schreiben ernst genommen habe. Zum Glück war mir auch damals schon klar, dass bei Balladen irgendwelche Scherztexte komplett fehl am Platz wären. Humor und Balladen sind zwei Dinge, die sich etwa so gut verbinden lassen, wie einen großen Teller heißer Suppe essen und Hochschaubahn fahren.

Das das Schreiben dieser Texte war für mich wie ein "Ritt durch die Hölle auf einem Stachelschwein" und ich hab länger als ewig gebraucht, bis ich endlich seriöse Texte für diese 2 Songs zusammen gebracht habe. Sogar heute noch wach ich manchmal Schweiß-gebadet in der Nacht auf, wenn ich schon wieder diesen ständigen Alptraum hatte, dass ich den Text von "Frostfire" immer noch nicht fertig habe. Und das war 1998!

Meine Erwartungshaltung an seriöse Liedertexte war, dass ich etwas schreiben muss, das gut zur Musik passt, sich gut singen lässt (sogar von mir) und was Leute, die sich NICHT für Song-Texte interessieren leicht überhören können, weil es sowieso genau GAR NICHTS aussagt, aber das halt mit "GROSSEN Worten".

Aber Leute, die SCHON an Song-Texten interessiert sind, sollten von der "Großartigkeit" dieser Texte förmlich erschlagen werden und danach sagen: "Wow. Das haut mich aus den Socken! Ich hab zwar keine Ahnung was hier eigentlich das Thema war, aber es hat unsagbar gut getan GENAU DAS jetzt und hier zu hören. Diese Worte werden mein Leben nachhaltig prägen und ich bin dadurch schlichtweg ein besserer Mensch geworden!" 

Ich bin mir allerdings nicht so ganz sicher, ob ich dieses Ziel dann tatsächlich erreicht habe. Eher nicht ... 

Zusammengefasst würde ich sagen, was ich zwischen 1997 und 1999 EIGENTICH machen wollte, das war KEIN Instrumental Album, sondern definitiv ein richtig feines Album mit Gesang! Aber eines ohne Texte und idealerweise sollte man diese ganze Singerei auch gar nicht hören ... 

Soweit die ausführlichere Beschreibung meiner musikalischen Anfänge. Das war alles noch im „letzten Jahrtausend“. Und nun zur Gegenwart: 

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In den letzten Jahren hab ich für meine Comedy-Filmreihe "Skurillo Tours" die Filmmusik gemacht, 2019 hab ich zwei Singles namens „Hollowine“ und „Zaluanda“ veröffentlicht, hier ist das Link zu meinem neuen Album „Seamless Seasons 1-7“ und das nächste kommt in 2 Jahren.

Ich danke für die Aufmerksamkeit!

George Wolf / Interfool
im April 2024